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Wie Stellenanzeigen für Frauen attraktiv werden

Mit Stellenanzeigen gezielt weibliche Fachkräfte gewinnen? Gute Idee in Zeiten des Fachkräftemangels. Doch wie schreibt man Stellenanzeigen für Frauen? Welche Begriffe kommen an – und welche sollten Sie vermeiden?

Neulich ist mir eine Broschüre in die Hand gefallen: „Mit Stellenanzeigen gezielt weibliche Fachkräfte gewinnen“. Ich schreibe ja hin und wieder auch Stellenanzeigen für meine Kunden. Also habe ich mir die gut 20 Seiten genau angesehen. Was ich besonders spannend fand: Es ging nicht nur um Teilzeitstellen und Betriebskindergärten. Sondern vor allem um Sprache.

Die entscheidende Erkenntnis vorweg: Der Gebrauch einzelner Worte in einer Stellenanzeige hat einen nachweisbaren Einfluss darauf, wie viele Frauen sich auf die ausgeschriebene Stelle bewerben.

In Zeiten des Fachkräftemangels eine wichtige Information, wie ich finde. Erst recht, wenn man bedenkt, dass ein Unternehmen umso innovativer ist, je mehr gesellschaftliche Gruppen in seinem Personal vertreten sind. Frauen und Männer, junge, mittelalte und alte, Menschen unterschiedlicher Nationalität und Berufserfahrung.

Stellenanzeigen sollten also für Frauen attraktiv sein. Verschiedene Faktoren tragen dazu bei:

„Weibliche“ Begriffe stören Männer nicht – aber „männliche“ Begriffe schrecken Frauen ab

Wie jeder weiß, scheiben wir Männern und Frauen unterschiedliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zu. Es mag sich um Klischees handeln. Aber Fakt ist, dass die Geschlechter unterschiedlich auf Worte reagieren, die „typisch männliche“ und „typisch weibliche“ Eigenschaften und Verhaltensweisen beschreiben.

So ist es Männern egal, wenn eine Stellenanzeige „typisch weibliche“ Eigenschaften verlangt. Das hält sie nicht von einer Bewerbung ab. Frauen hingegen bewerben sich seltener, wenn eine Stellenanzeige „typisch männliche“ Eigenschaften fordert.

Männer und Frauen lesen Stellenanzeigen unterschiedlich

Die Analyse der Augenbewegungen („Eye-Tracking“) beim Lesen von Stellenanzeigen hat ergeben, dass Männer und Frauen sich mit verschiedenen Abschnitten von Stellenanzeigen unterschiedlich intensiv beschäftigen.

Männer interessiert in erster Linie das Unternehmensprofil. Frauen konzentrieren sich vor allem auf Unternehmenskultur, Arbeitszeiten, Qualifikationsmöglichkeiten und Anforderungen.

Frauen lesen Stellenanzeigen zudem sehr genau und nehmen insbesondere die Informationen über die Anforderungen wörtlich. Mit anderen Worten, sie bewerben sich nur, wenn sie sicher sind, alle Anforderungen zu erfüllen.

Männer hingegen gehen – oft zu Recht – davon aus, dass dem Unternehmen nicht alle Anforderungen gleichermaßen wichtig sein werden. Sie bewerben sich bereits, wenn sie annehmen, dass sie die wichtigsten Anforderungen erfüllen.

Realistische Anforderungen machen Stellenanzeigen für Frauen attraktiv

Wenn Sie Stellenanzeigen für Frauen attraktiv gestalten wollen, räumen Sie also Unternehmenskultur, Arbeitszeiten, Qualifikationsmöglichkeiten und den Anforderungen der Stelle genug Raum ein.

Machen Sie bei den Anforderungen aber deutlich, welche Kenntnisse und Fähigkeiten der Bewerber oder die Bewerberin unbedingt mitbringen muss. Und welche er oder sie vielleicht auch noch on the job lernen kann.

Mit anderen Worten: Schildern Sie nicht das Idealprofil (das, wenn Sie ehrlich sind, sowieso niemand erfüllt). Sondern zeichnen Sie ein realistisches Bild der Anforderungen – und der Möglichkeiten im Job dazuzulernen.

Diese können Sie auch als Entwicklungsziele formulieren. Zum Beispiel so: „Sie sind Expertin oder Experte auf dem Gebiet XY – oder möchten sich dahingehend entwickeln?“

Geschlechtsneutrale Job-Bezeichnungen ziehen Bewerberinnen an

Nun zu den einzelnen Worten. Es ist nachgewiesen, dass Frauen sich eher bewerben, wenn die Job-Bezeichnungen geschlechtsneutral formuliert sind. Also nicht „Mitarbeiter (m/w)“, sondern „Mitarbeitende“. Nicht „Abteilungsleiter“ sondern „Abteilungsleitung“.

Ja, ich weiß, das ist gewöhnungsbedürftig. Und nein, es ist nicht schön. Es steht sogar in direktem Widerspruch zu wichtigen Stilregeln. Aber es funktioniert. Also schreiben Sie:

  • Geschäftsführung statt Geschäftsführer
  • Ansprechperson statt Ansprechpartner
  • Kundschaft statt Kunde
  • Vertretung statt Vertreter
  • Verwaltungskraft statt Sachbearbeiter

Welche Begriffe sind attraktiv für Frauen – und welche nicht?

Begriffe wie „Verhandlungsgeschick“, „Durchsetzungsvermögen“, „analytisches Denken“ und „Entscheidungsvermögen“ führen nicht zu Bewerbungen von Frauen – sie gelten als typisch männlich. Andere Wörter, die das Gleiche meinen, aber nicht so männlich klingen, sind darum besser geeignet: „Wortgewandtheit“, „Selbstbewusstsein“, „Blick für das Wesentliche“ und „Urteilsfähigkeit“.

Frauen fühlen sich zudem eher angesprochen, wenn Eigenschaften als Verhaltensweisen als beschrieben werden. Auf diese Weise können Sie „typisch männliche“ Eigenschaften relativ einfach so umformulieren, dass sie Frauen nicht abschrecken. Zum Beispiel wird aus:

  • „aktiv“ – „etwas aktiv vorantreiben“
  • „durchsetzungsstark“ – „die Fähigkeit, Ziele zu erreichen“
  • „ehrgeizig“ – „Ziele klar im Blick haben“
  • „entscheidungsfreudig“ – „Entscheidungen treffen“
  • „hartnäckig“ – „Ziele mit Ausdauer verfolgen“

Von Frauen gegenlesen lassen

Ein letzter Tipp zum Thema Sprache in Stellenanzeigen: Lassen Sie den Text von Frauen gegenlesen. Mit der Bitte, sich zu fragen, ob sie sich – als Frau – von der Stellenanzeige angesprochen fühlen würden.

Wörter sind wichtig – Bilder auch

Neben der Sprache gibt es noch weitere Faktoren, die darüber entscheiden, ob Frauen sich von Ihrer Stellenanzeige angesprochen fühlen werden. Ein ganz entscheidender ist die Bildsprache:

Zeigen Sie Bilder von Frauen in Arbeitssituationen. Nicht in der Minderzahl, nicht als schmückendes Beiwerk, nicht im Hintergrund. Sondern als Teil des Teams.

Unterstützung für attraktive Stellenanzeigen für Frauen (und Männer)

Wenn Sie mit Ihren Stellenanzeigen den richtigen Ton treffen, rücken Sie Ihr Unternehmen ins rechte Licht und erhöhen die Chancen, dass sich genau die potenziellen Mitarbeiterinnen – und Mitarbeiter! – bewerben, die Ihr Unternehmen jetzt braucht.

Ich unterstütze Sie gern dabei, die optimalen Formulierungen zu finden.

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